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Europ?sches Moratorium f? Xenotransplantationen ?von St?derat Gian-Reto Plattner, BaselIm Januar hat die Parlamentarische Versammlung des Europarates einstimmig den Beschluss gefasst, dem Ministerrat ein Moratorium f? Xenotransplantationen am Menschen zu empfehlen. Dieser politisch gewichtige Entscheid wurde auf Antrag der Kommission f? Wissenschaft und Technologie gefasst und vom Basler St?derat Gian-Reto Plattner vertreten, der mit einer Motion den Stein ins Rollen gebracht hatte. Der Beschluss Am 29. Januar hiess die Parlamentarische Versammlung des Europarates - in der ParlamentarierInnen aus 40 europ?schen L?dern vertreten sind - folgende Entschliessung einstimmig gut(1): "Die Versammlung .... empfiehlt, das Ministerkomitee solle i. daraufhinarbeiten, dass in allen Mitgliedstaaten rasch ein gesetzlich bindendes Moratorium f? alle klinischen Xenotransplantationen eingef?rt wird; und pr?en, ob ein zweites Protokoll zur Bioethik-Konvention ... betreffend Xenotransplantation ausgearbeitet werden soll; ii. Schritte unternehmen, die dieses Moratorium zu einem weltweiten gesetzlichen ?ereinkunft machen; iii. sein Europ?sches Gesundheits-Komitee und seinen Lenkungsausschusse f? Bioethik beauftragen, in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheits-Organisation eine Strategie auszuarbeiten, wie die ethischen, medizinischen, wissenschaftlichen, gesetzlichen, sozialen und gesundheitlichen Aspekte der Xenotransplantation in ein Gleichgewicht gebracht werden k?nen, bevor dem wissenschaftlichen und medizinischen Establishment gestattet wird, mit klinischen Versuchen an Menschen fortzufahren." Hohe gesellschaftliche Risiken Die Versammlung begr?dete ihre Empfehlung einerseits mit den gravierenden individuellen Risiken der ?sserst heftigen Abstossungsreaktionen der Empf?ger von Xenotransplantaten, welche vorderhand un?erwindbar sind; andrerseits - und vorallem! - aber mit der ?sserst beunruhigenden M?lichkeit, dass durch Xenotransplantate krankheitserregende tierische Retroviren und Prionen, die das menschliche Immunsystem nicht bek?pfen kann, auf die Empf?ger ?ertragen und durch Ansteckung weiterer Menschen zu unkontrollierbaren Pandemien f?ren k?nten. Dies ist in der Tat eine erschreckende, aber keineswegs weithergeholte Perspektive. Die Beurteilung der Nutzen und Risiken von Xenotransplantationen darf daher nicht nur aufgrund der Auswirkungen auf den einzelnen Empf?ger erfolgen, sondern muss - wegen der m?lichen Gef?rdungen vieler anderer Menschen oder gar der menschlichen Rasse - unbedingt die gesellschaftliche Dimension ber?ksichtigen. Einsame Entscheide "fortschrittlicher" ForscherInnen und ÄrztInnen angesichts der Not eines sterbenden Menschen sind in einer solchen Situtation auf jeden Fall ungen?end, ja falsch. Eine strikte ?fentliche Kontrolle - die weltweit noch kaum existiert - ist das Allermindeste, was die Gesellschaft durchzusetzen hat. Diese muss - trotz etwas geringerer Risiken - auch f? "quasi"-Xenotransplantationstechniken gelten, z.B. f? die "externe" Nutzung von Tierorganen (Durchblutung einer Schweineleber als tempor?er Leberersatz), den Einbau von in semipermeablen Membranen eingekapselten tierischen Zellen in den Menschen (Insulinproduktion mittels Inselzellen aus dem Pankreas von Schweinen) und f? Hauttransplantate aus tierischem Gewebe. Ethische Fragen Zus?zlich f?rte die Versammlung aber auch konkrete ethische Probleme an, die ausdiskutiert werden m?sten, bevor klinische Xenotransplantationen allenfalls zugelassen werden k?nten. In der Tat ist das Spektrum ethischen Bedenken sehr breit. Allein schon der Grundsatz des "informed consent" (der "Zustimmung in voller Kenntnis"), den die Bioethik-Konvention als Voraussetzung jeden Eingriffs in die Integrit? eines Menschen vorschreibt, ist nicht einhaltbar bei einer Technik wie der Xenotransplantation, deren individuelle und gesellschaftliche Risiken im Moment ?erhaupt nicht abzusch?zen sind. Auch besteht wegen der M?lichkeit der ?ertragung von tierischen Retroviren auf den Menschen die Gefahr, dass das menschliche Genom durch die Xenotransplantation ver?dert werden k?nte. Neben weiteren gesellschaftsethischen Problemen, auf die ich hier nicht im Detaileingehen kann, stellen sich auch erhebliche tierethische Fragen, wenn Tiere in grossem Ausmass und unter ?sserst restriktiven ("hochreinen") Lebens-Bedingungen als Ersatzteillager f? Menschen gez?htet w?den. Wesensfremde Technik Am fragw?digsten scheinen mir aber die gesundheitspolitischen Begr?dungen, welche f? die F?derung der Xenotransplantation vorgebracht werden. An erster Stelle wird angef?rt, dass normale ("Allo-") Transplantationen bereits das Leben vieler Menschen gerettet h?ten - unbestritten!; dass aber nicht gen?end Organspender f? alle Menschen vorhanden seien, die einer Allotransplantation bed?fen - unbestritten!; und dass es demzufolge Pflicht der Medizin sei, durch Xenotransplantationen die Menge der transplantierbaren Organe zu vergr?sern. Das allerdings bezweifle ich. Xenotransplantationen ?erschreiten die evolution? definierte Grenze zwischen den Arten in einem Ausmass, welches an der ?sserst heftigen Abstossreaktion des empfangenden Immunsystems abgelesen werden kann. Sogar Organe von Primaten - unseren n?hsten Verwandten - werden nach einer Xenotransplantation vom menschlichen Immunsystem in k?zester Zeit (Minuten bis Stunden!) zerst?t. Die Medizin versucht dieses Problem dadurch zu l?en, dass sie das Immunsystem durch hohe - und gegebenenfalls lebenslang zu verabreichende - Gaben enstprechender Pharmaka ("Immunsuppressiva") sozusagen "ausser Funktion" setzt. Ohne funktionierendes Immunsystem wird aber der Mensch zu einem hilflosen Opfer opportunistischer Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilze, von den eventuell transferierten tierischen Retroviren ganz zu schweigen. Die Folgen kennen wir von AIDS: die HIV-Infektion zerst?t ja auch das Immunsystem. Die befallenen Menschen sterben an einer zunehmenden generellen Schw?he, welche durch die verschiedensten opportunistischen Infektionen erzeugt wird. Xenotransplantate k?nen deshalb - wissenschaftliche Wunder vorbehalten - wohl nie zu einem Dauerersatz f? defekte Organe werden. Auch keine Zwischenl?ung Angesichts dieses wohl unl?baren Grundsatzproblems wird die Xenotransplantation zunehmend damit begr?det, man k?ne dank ihr die Menschen auf den Allotransplantations-Wartelisten so lange am Leben erhalten, bis ein Organ f? sie vorhanden sei. Auch das bezweifle ich, denn selbst eine Allotransplantation ist f? den Organismus eine erhebliche Belastung. Auch bei ihr tritt eine heftige Abstossungsreaktion auf, die allerdings durch Immunsuppressiva einigermassen in Schach gehalten werden kann. Ein Patient aber, der durch eine oder gar mehrere ?sserst belastende kurzlebige Xenotransplantationen samt den entprechenden Belastungen bei der Unterdr?kung opportunitischer Infektionen schon schwer beeintr?htigt ist, ertr?t auch keine Allotransplantation mehr, wenn sie dann schliesslich m?lich wird. Seine Lebensqualit? wird jedenfalls schwer beeintr?htigt. Zudem ist es durchaus m?lich, dass er - als ehemaliger Tr?er eines Xenotransplantats - als potentieller ?ertrager von tierischen Retroviren gelten, ein Leben lang ?erwacht und in seinen sozialen Kontakten eingeschr?kt werden muss. Unbezahlbarer Aufwand Auch wenn diese un?erwindbar scheinenden Schwierigkeiten eines Tages wider Erwarten doch gemeistert werden sollten, wird Xenotransplantation kaum je zum Mittel der Wahl bei Organversagen, denn daf? ist sie wohl schlicht zu aufwendig. Der Gesamtaufwand - ?er jene vern?ftig lange Lebensspanne von zumindest einigen Jahren aussummiert, die ihn medizinisch ?erhaupt erst sinnvoll machen w?de - wird alles ?ertreffen, was wir an teurer Medizin heute schon kennen. Verglichen mit Xenotransplanationen werden finanzielle Probleme wie jenes des ber?htigten "Novo Seven" harmlos erscheinen. Somit stellt uns die Xenotransplantation nicht nur vor medizinische und ethische Fragen, sondern ganz handfest auch vor solche grunds?zlicher sozialmedizinischer und ?onomischer Art. Xenotransplantate werden wohl immer rationiert sein, eine Mehrklassen-Transplantationsmedizin scheint unvermeidlich. Die erste Klasse wird von jenen belegt, die sich ohnehin alles leisten k?nen, die zweite von gut versicherten Menschen in den wohlhabenden L?dern, die dritte - wie auch heute schon auf andern medizinischen Gebieten - von den restlichen 95 oder mehr Prozent der Menschheit. Weg in die Sackgasse? Es kann sich also durchaus herausstellen, dass die Xenotransplantationstechnik in eine Sackgasse f?rt. Deshalb ist es unsinnig und gef?rlich, alles auf diese Karte zu setzen. Alternative Methoden (Vorbeugung gegen Organversagen, h?ere Erfolgsquoten bei Allotransplantationen, k?stliche oder "halb"-k?stliche (aus menschlichen Zellkulturen erzeugte) Organe) m?sen mit Nachdruck weiter erforscht werden. Das von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates empfohlene Moratorium f? Xenotransplantationen hat also auch den Sinn, der Gesellschaft Zeit zu geben, sich ?er die medizinischen, sozialen und ?onomischen Konsequenzen dieser im direkten Sinne des Wortes "wesensfremden" Medizinaltechnik bewusst zu werden, bevor ein grosser Teil unserer schliesslich doch sehr beschr?kten wissenschaftlichen und finanziellen Ressourcen unwiderruflich daran gebunden ist. Eine weltweite, offene Diskussion ?er die schwierigen Fragen ist das Allermindeste, was wir uns einfach leisten m?sen. (1) Die (freie) deutsche Ubersetzung stammt vom Autor.
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µ¿¹° Àå±â ÀÌ½Ä - Xenotransplantation on the
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